März 2011 Umweltbrief.org Was Vorratsdaten über uns verraten __________________________________ "Interpol und Deutsche Bank, FBI und Scotland Yard, Flensburg und das BKA, haben unsere Daten da", sangen Kraftwerk 1981 in "Computerwelt". Es klang damals unglaublich, später bedrohlich, und heute klingt es lächerlich. Denn die Wirklichkeit ist viel banaler. Unsere Telefone sind es, die am meisten über unsere Gewohnheiten verraten. Der Chaos Computer Club nannte die kleinen, mächtigen Computer in unseren Taschen deswegen auch schon "Ortungswanzen". In einem Gutachten für das Bundesverfassungsgericht hat der Verein im Juni 2009 theoretisch beschrieben, welche Informationen bei der sogenannten Vorratsdatenspeicherung übermittelt werden und was sich daraus alles ablesen lässt. Aufgegeben aber wurde die Idee von Ermittlern und Politik keineswegs. Zu interessant sind die Möglichkeiten, aus diesen auf den ersten Blick harmlos wirkenden Daten Erkenntnisse zu gewinnen. Das Profil enthüllt, wann jemand durch Straßen läuft, wann er Bahn fährt, wann er fliegt. Es zeigt, in welchen Städten und an welchen Orten er sich aufhält. Es zeigt, zu welchen Zeiten er arbeitet und zu welchen er schläft, wann man ihn am besten erreichen kann und wann eher nicht. Es zeigt, wann er lieber telefoniert und wann er lieber eine SMS verschickt und es zeigt, in welchem Biergarten er gerne sitzt. Um zu belegen, wie genau die Angaben seines Telefons sind, sind auch seine Termine sichtbar. Es zeigt ein Leben. Wörtlich schreibt der CCC: "Auffällig an den technischen Standards ist, dass sie auf große Abfragevolumina und eine große Zahl von Bedarfsträgern optimiert sind." Diese "Auslegung auf den Massenbetrieb" widerspreche der Idee des Gesetzes, Vorratsdaten nur in besonderen Fällen und nur sehr gezielt zu verwenden. Mehr bei http://www.zeit.de/digital/datenschutz/2011-02/vorratsdaten-malte-spitz http://www.zeit.de/online/2009/28/vorratsdaten-ccc-verfassungsgericht http://213.73.89.124/vds/VDSfinal18.pdf