Oktober 2009 Umweltbrief.org Energiewende: Die Schwarmstrom-Revolution _________________________________________ Elektro-Autos, intelligente Waschmaschinen, Kleinkraftwerke im Keller. Das Energienetz der Zukunft ist eine der kühnsten Visionen der Menschheit. Gigantische Windparks auf dem Meer und riesige Solarfelder in der Wüste sollen künftig den Großteil unseres Stroms produzieren. Auch Verbraucher und Firmen erzeugen durch Mini-Kraftwerke im eigenen Keller oder durch Solarpanels auf dem Dach Energie. Und in den Häusern arbeiten schlaue Geräte: Waschmaschinen, Trockner oder Kühlschränke, die miteinander kommunizieren - und die immer dann waschen, trocknen oder kühlen, wenn Strom am günstigsten ist. Die Kellerkraftwerke heizen das Haus, produzieren gleichzeitig Strom und senden genaue Angaben an den Versorger. Binnen einer Minute sollen Tausende Energieeinheiten zu einem virtuellen Großgenerator vernetzt werden - und Schwarmstrom produzieren, der Energielöcher stopft; zum Beispiel dann, wenn der Wind plötzlich nachlässt und sich Tausende Windräder nur noch sehr langsam drehen. Das Informationszeitalter erreicht eine neue Stufe: Es wird zum Elektrozeitalter. Die Zukunftstechnologie für schlaues Energiemanagement wird unter dem Label E-Energy in mehreren Städten entwickelt und getestet. Ab Oktober gehen viele der Projekte in die heiße Phase. Zigtausende Haushalte und Hunderte Unternehmen werden bis 2011 in Feldversuche eingebunden. Erforscht werden dabei etwa Häuser, die den eigenen Stromhaushalt weitgehend automatisch managen, und Energiebörsen, an denen Verbraucher selbstproduzierten Ökostrom möglichst gewinnbringend verkaufen. Auch die Verbraucher profitieren von der Energiewende - und mit ihnen die Umwelt: Schätzungen der Regierung zufolge könnten durch ein effizienteres Management der Stromversorgung jährlich zehn Terawatt-Stunden Energie eingespart werden. Das entspricht dem Jahresverbrauch von 2,5 Millionen Haushalten. Das Stromnetz der Zukunft soll nicht nur anzeigen, welches Gerät wie viel Energie verbraucht - Kunden sollen auch sehr viel genauer bestimmen können, zu welchen Tarifen sie Strom nutzen. "Die Energiekonzerne werden die Kontrolle verlieren", prophezeit Scott Lang, Chef des Silicon-Valley-Unternehmens Silver Spring Networks. Seine Firma verkauft Stromzähler, die den Verbrauch bereits minutengenau abrechnen. Gesteuert werden diese schlauen Haushaltsgeräte über sogenannte Home-Management-Systeme. Eine Sonderrolle bei Speicherlösungen der Zukunft spielen Elektroautos - in einem E-Energy-Projekt im Harz funktionieren sie wie eine Reservebatterie für das regionale Stromnetz. Fahrzeuge können dort Energie zurück ins Netz speisen, wenn diese knapp wird. Ökorevolution im Internet: Web-Vordenker attestieren dem Netz vor allem in zwei Punkten das Potential, unser Umweltdenken zu revolutionieren: Es kann erstens unsichtbare Umweltsünden sichtbar machen. Zweitens löst es Umweltsünder aus der Isolation. Entstehen soll ein kollektives Gewissen, das uns zwingt, unseren Umgang mit Energie kritischer zu reflektieren. Mehr bei http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,649928,00.html Um allerdings Erneuerbare Energien voll nutzen zu können, braucht es ein Gleichstromnetz. Das Energiekartell arbeitet noch mit dem veralteten Wechselstromnetz. Moderne Stromnetze - Smart Grids - müssen wissen, wann der Wind weht. http://www.euroforum.de/dn-smartgrids09