Umweltbrief.org SUV ____ SUV ist nicht etwa die Abkürzung für "sozial unverträglicher Verkehr", sondern für Sport Utility Vehicle (Sportnutzfahrzeug). Das ist ein Pkw mit einem ähnlichem Fahrkomfort wie bei einer Limousine, jedoch mit einer erhöhten Geländegängigkeit sowie einer Karosserie, die an das Erscheinungsbild von Geländewagen angelehnt ist. Darüber hinaus steht SUV noch für Siedlungs- und Verkehrsfläche und "Soldados Unidos Vencerão", eine radikale Soldatengruppe in der Dritten Portugiesischen Republik (womit wir schon beim Thema wären). SUVs sollen den Insassen Sicherheit und eine potenzielle Geländegängigkeit vermitteln, Respekt und Annerkennung sowie den Neid der anderen verschaffen. Mit der Sicherheit ist es allerdings dann nicht weit her, wenn die Mafia gerade einen bestimmten SUV-Typ nach Russland liefern soll und zum Car napping übergeht. Und wenn das Atomkraftwerk explodiert ist, werden sich all jene, die mit ihren SUVs noch flüchten wollen, wohl eher mit den vielen anderen SUVs verkeilen, bis der Tank leer ist - und das geht schnell bei dem Verbrauch! Schade ist auch, dass so ein SUV nicht mal schwimmfähig ist. Respekt und Annerkennung gibt es meist nur dann, wenn auch eine anerkannte Autorität diese Werte vermitteln kann. Neid erzeugt im positiven Fall die Missgunst der anderen, doch im negativen Fall auch Hohn und Spott. Solche Autos sind heute einfach nur noch peinlich, darin wird man nicht an-, sondern ausgelacht. Während solche Spähpanzer in den 1970er Jahren nur Großwildjäger (Land Rover/Land Cruiser) und versnobter britischer Landadel (Range Rover) benutzten, fahren heute selbst Imbissbuden-Besitzer, Kneipenwirte, Bauunternehmer und Investment-Banker mit diesen schweren Angeberautos in der Stadt Brötchen holen. Leasing macht's möglich. Eine Dividendenschaukel für Neureiche also. Doch was tun, wenn die Dividenden ausbleiben? Was früher als "zünftig" galt, ist heute nur noch affig. Und das in einer Zeit des Klimawandels, der steigenden Energiepreise, der Umwelt-Zonen, der City-Maut und des immer knapper werdenden Parkraums. So fährt Mutti damit die Kinder "ganz sicher" zur Schule und der reiche, verschlagene Schrotthändler zum Discounter, um diese "billigen" T-Shirts aus Kinderarbeit zu kaufen (man spart ja wo man kann). Es werden also fast 3 Tonnen Fahrzeuggewicht benutzt, um 75 kg "Leergewicht" zu transportieren - mit bis zu 500 PS, CO2-Emissionen von fast 400 g/km und bis zu 30 Litern Stadtverbrauch! Da wird aus dem Q7 schnell ein IQ 7. Männer kaufen gern große Autos als Verstärker fürs Selbstbewusstsein und um damit den Frauen zu imponieren. Die Sache hat nur einen Haken (oder zwei): Erstens interessieren sich Frauen meist nicht in dem Maße für Autos und zweitens wissen sie längst, dass Männer oft auf diese Art kompensieren, z.B. Kleinwüchsigkeit, Glatze, mangelde Schulbildung, gesellschaftliche Bedeutungslosigkeit, durchschnittliches Bankkonto, Impotenz sowie Komplexe jeder Art. So könnten also besonders männliche SUV-Fahrer bei vielen den Eindruck vermitteln, dass es sich um eine womöglich halbgebildete und wahrscheinlich asoziale Person handeln muss, die es nötig hat, ihr potenziell gestörtes Ego künstlich und ohne Rücksicht aufzupumpen. Man stelle sich nur vor, jeder Chinese würde so ein Auto fahren! Mit einem Zivilpanzer unterwegs zu sein drückt unterschwellig auch die Angst vor Unterlegenheit und Ohnmacht aus. Während die Bildungselite diese Fahrzeuge überwiegend verschmäht, sind sie besonders beliebt bei mittelständischen Personen mit eher niedriger Schul- und Bewusstseinsbildung. Hier gilt das Super-Machohafte noch als Garant für Erfolg. Ebenso wie der Kampfhund eines Zuhälters sorgt das SUV mit seinen eingebauten Stahl-Ellenbogen dafür, dass man sofort erkennt: "WEG DA" - hier kommt jemand, der sich seinen Weg notfalls mit der Axt (oder dem Bullfänger) frei prügelt. Schon der Auftritt eines SUV ist eine potenzielle Drohung. Das SUV ist praktisch der Nazi der Mobilität geworden: Ohne Grund, Nutzen, Qualifikation oder gar Sinn kommt er wie ein schwerer, klobiger Sportpanzer daher, schaut bissig auf alle anderen herab und kann alles niedermähen und schnell aus dem Verkehr schieben, was ihm vor die übergroße Schnauze kommt. Endlich ist man mal wer - selbst als Kleingeist. Und "Randgruppen" können damit schnell an den Rand gedrängt werden. "Hoch auf dem gelben Wagen sitz ich beim Führer vorn..." Während Jesus heute wohl mit dem Fahrrad fahren würde, ließe sich Adolf H. aus B. ("SUV HEIL!") bestimmt wieder in einem richtig schweren SUV chauffieren. Er musste sich ja immer fahren lassen, denn er hatte keinen Führerschein. Der Adolf war übrigens der Erste, für den eine Synthese aus Limousine und Geländewagen gebaut wurde, der Mercedes Benz Geländewagen G4 Dreiachser, so dass sein SUV sechs Räder hatte. Für die "Frontinspektion" gab es noch eine Variante mit Kettenantrieb an den Hinterachsen. So ein "Mehrzweckfahrzeug" ist schon eine tolle Sache, wenn man einen Angriffskrieg (auf der Straße) führen will. Warum rollen eigentlich heute nur vier Räder für den SUV? Und warum gibt es noch immer keinen Ketten- oder Raupen-SUV als Gotcha-Modell? Das wäre doch praktisch für den alpinen Skiwinter und würde so schön knirschen auf dem Supermarkt-Parkplatz. Auch eine sportlich-gemäßigte Gummiraupen-Version für den Musical-Besuch wäre doch schick. Damit könnte man sich auch bei so einem Kraftwerksgau noch prima aus dem Staub machen und notfalls sogar das explodierte Atomkraftwerk munter überrollen. Und hätte der Adolf damals schon einen schwimmfähigen Gummiraupen-SUV gehabt, wäre er bestimmt rechtzeitig raus aus Berlin und auch nach Argentinien gekommen... Mehr zum Thema SUV und Leasingvertrag bei http://de.wikipedia.org/wiki/Sport_Utility_Vehicle http://de.youtube.com/watch?v=oBwIEUQXkYE SUVs sind gefährliche Unfallgegner __________________________________ Es ist, als würde ein schmächtiger 15-Jähriger gegen einen Sumo-Ringer antreten - im Ernstfall hat ein Kleinwagen gegen einen SUV keine Chance. Ein Crashtest der Unfallversicherer hat dies erneut eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Sie kämpfen buchstäblich in einer anderen Gewichtsklasse: SUVs stellen eine große Gefahr auf der Straße dar - das sollten ihre Fahrer nie vergessen. Schon mit vergleichsweise geringem Tempo richten die hohen Geländewagen bei einem seitlichen Aufprall auf normale Pkw mehr Schaden an als Pkw mit weniger Bodenfreiheit. Das haben Crashtests der Unfallforschung des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) ergeben. http://www.spiegel.de/auto/aktuell/0,1518,788907,00.html#ref=nldt SUV - Unsägliche Vehikel ________________________ Von Rezzo Schlauch Die deutsche Autoindustrie setzt mit Geländewagen nach US-Muster ihren Ruf aufs Spiel. Bald jedes fünfte neu zugelassene Auto in den Vereinigten Staaten ist ein SUV, ein sport utility vehicle. Der klobige Begriff - zu deutsch: "sportliches Nutzfahrzeug" - steht für die ebenso klobigen Allrad-Geländewagen, deren millionenfache Präsenz in den amerikanischen Vorstädten für die hohen CO2-Emissionen der USA mitverantwortlich ist. "Damit haben wir nichts zu tun", denkt sich der umweltbewusste Deutsche über diese Domäne amerikanischer Autokonzerne. Doch was sieht man immer mehr auf deutschen Straßen, in den Flotten der deutschen Automobilhersteller und vor kurzem an deren Ständen auf der Automesse in Detroit? "Sportliche Nutzvehikel": Mercedes M-Klasse, BMW X5/X3, VW Touareg, Porsche Cayenne, Audi Pikes Peak. Während in den USA landesweit Proteste von Kirchen, Umwelt- und Antikriegsgruppen gegen SUVs einsetzen und junge Käufer sich davon abzuwenden beginnen, denken wir Deutsche offenbar auch um. In die andere Richtung! Unsere Industrie blendet den Gedanken der Umweltverträglichkeit kurzerhand wieder aus. Die Automanager reden sich unter Verweis auf die US-Nachfrage aus ihrer Verantwortung heraus und argumentieren auch noch damit, dass deutsche Geländevehikel weniger verbrauchen als ihre amerikanischen Konkurrenzmodelle, innerstädtisch 20 statt 25 Liter. Auch der deutsche Konsument kommt auf den Geschmack. Während im Jahr 2002 der gesamte Autoabsatz zurückging, wuchs das Segment der SUVs deutlich: auf über 100000 Neuzulassungen. Fahren wir also ab sofort mit dem Geländelaster zur Antikriegsdemo, auf der wir dann verlangen, dass die Amerikaner kein Blut für ihr SUV-Öl vergießen? Fordern wir bei der nächsten Flutkatastrophe wieder lautstark, dass die Amis endlich das Kyoto-Protokoll unterschreiben, und schaffen dann mit dem SUV die Möbel in Sicherheit? Vor drei Jahren haben wir Grüne nach langen Diskussionen eine behutsame Wende im Umgang mit dem Auto vollzogen. Es wuchs die Einsicht, dass grüne Verkehrspolitik nicht gegen die Bedürfnisse von Millionen von Bürgern gemacht werden kann. Individuelle Mobilität ist unter Freiheits- und Gerechtigkeitsaspekten ein hohes Gut. Obwohl grüne Verkehrspolitik weiterhin Schwerpunkte auf die Förderung von Fahrrad, Bus und Bahn legt, kümmert sie sich nun auch um das Auto. Sie setzt sich für die Nachhaltigkeit der Automobilität ein und fördert deshalb Effizienzsteigerungen und das Autofahren mit Sonne und Wasser. Wir streben dabei eine strategische Allianz mit den Entwicklungsabteilungen der Autoindustrie an, denn von dort kommen die neuen technologischen Ansätze: Wasserstoffantrieb, Pflanzenöl- und Biogasantrieb, Brennstoffzelle, Fotovoltaik oder Leichtbauweise gehören dazu. Die Innovationen kommen oftmals von mittelständischen Unternehmen, die ohne Forschungssubventionen arbeiten. Doch auch die Autoindustrie hat viele Vorleistungen erbracht. Vor zwei Jahren sprachen manche von einer "Aufbruchsstimmung" in der Industrie, und im April 2002 setzte der damalige VW-Chef Piëch ein ermutigendes Signal: Er fuhr bei seiner "letzten Dienstfahrt" im 1-Liter-Auto von Wolfsburg nach Hamburg. Finden die Dienstfahrten der VW-Konzernherren nun wieder im 20-Liter-Auto statt? Sind der Touareg und der Audi Pikes Peak das Resultat der Aufbruchsstimmung? Die Durchsetzung der SUV-Geländekarren auf dem deutschen Markt wäre eine Kampfansage an zukunftsfähige Automobilität. Niemand kann grüner Energie-, Verkehrs- oder Wirtschaftspolitik vorwerfen, bei der Verfolgung ihrer Nachhaltigkeitsziele nicht pragmatisch die Hand zur Kooperation mit den Unternehmen auszustrecken. Doch wo bleiben nun die neuen, mitreißenden 1- bis 3-Liter-Autos, die kleinen, eleganten Flitzer? Warum eifert man nicht dem Erfolg des Smart nach? Stattdessen schleust die Industrie überdimensionierte Blechkisten mitsamt ihren CO2-Wolken in die verwinkelten deutschen Innenstädte. Das ist sicher nicht die Antwort auf die zentrale Herausforderung der nächsten Jahrzehnte, die Umstellung des Individualverkehrs auf Nachhaltigkeit und die schrittweise Ablösung des Erdöls durch erneuerbare Treibstoffe. Die Konzernherren sehen offenbar auch nicht die Image-Gefahr, die im SUV-Gelände für sie lauert. Wenn selbst im verschwendungssüchtigen Amerika der SUV nun unter öffentlichen Beschuss gerät, dann muss man sich im ökosensiblen Deutschland erst recht vorsehen. Die mühsam erarbeitete und fragile Umwelt-Glaubwürdigkeit könnte blitzschnell wieder verloren gehen. Haben die Autoleute die für sie schmerzhafte Diskussion um die S-Klasse von Daimler Anfang der neunziger Jahre schon vergessen? Dabei gäbe es echte Zukunftsmärkte zu erobern. Industrieländer wie auch die sich automobilisierenden Entwicklungsländer werden auf Öko-Autos setzen müssen. Schon bei der Fußball-WM 2006 könnte die deutsche Autoindustrie der Welt die Autos der Zukunft - Niedrigst- und Null-Emissionsfahrzeuge - als offizielle Transportmittel präsentieren. Millionen künftiger Kunden in aller Welt könnten dann am Bildschirm einen Umwelt-Innovationsvorsprung deutscher Autos miterleben. Im eigenen Interesse sollte die Industrie ihre Innovationen in Richtung Null-Emission treiben, anstatt sie im SUV-Gelände zu vergraben. Schon bald wird der SUV im Gedächtnis der Menschen als fataler Irrweg der Neunziger dastehen. Hersteller und Autokäufer: Stoppt unsägliche Vehikel! http://www.zeit.de/2003/08/Forum_Schlauch Allradgetriebene SUVs (Sport Utility Vehicles): _______________________________________________ Die großen allradgetriebenen SUVs (Sport Utility Vehicles) nehmen überhand, Widerstand regt sich. Die Überlebenschance von Fußgängern, die in Unfälle mit SUVs verwickelt werden, sinkt amerikanischen Forschern zufolge beispielsweise um 50%, die Gefahr, als Fahrer eines normalen PKWs beim Zusammenprall mit einem anderen Auto umzukommen, ist bei einer Kollision mit einem SUV gar dreimal höher als sonst. Aber nicht nur Außenstehende, auch die Insassen der sportlichen Geländewagen selbst gehen ein erhöhtes Sicherheitsrisiko ein: Sports Utility Vehicles neigen eher dazu, umzukippen, und im Falle eines Überschlags gibt das Dach eines SUV meist schneller nach - die im Fahrzeug befindlichen Personen werden regelrecht zerquetscht. > Umweltverträglichkeit: Neben einem deutlich gesteigerten Benzinverbrauch weisen die vierradgetriebenen SUVs einen bis zu doppelt so hohen Kohlendioxid-Ausstoß auf als einfache PKW. Dazu kommt, dass diese imageträchtigen und sicher scheinenden Fahrzeuge offenbar ihre Besitzer verändern. "Have you ever wondered why sport utility vehicle drivers seem like such assholes?" fragt sich Stephanie Mencimer in einer Besprechung von Keith Bradshers letztem Buch High and Mighty: The Dangerous Rise of the SUV. Der Verbraucherzentrale-Bundesverband wird nun gegen die großen SUVs aktiv. Erstaunlich ist ja, dass die schweren Geländewägen nur über ein "Schlupfloch" in der Abgasgesetzgebung überhaupt zulassungsfähig sind, weil die Abgaswerte für die Euro-Normen für PKW zu schlecht sind. Die Käufer dieser Diesel-Panzer werden trotz der sozialen Unverträglichkeit der SUVs noch mit einer ermäßigten KFZ-Steuer für Nutzfahrzeuge(!) belohnt. Umweltverbände und SPD haben sich der Kritik bereits angeschlossen. "Aus umweltpolitischer Sicht muss man selbstverständlich gegen diesen steuerpolitischen Wahnsinn Front machen", sagte der Vorsitzende des Umweltausschusses im Bundestag, Ernst Ulrich von Weizsäcker (SPD). Auch SPD-Fraktionsvize Michael Müller mahnte schnelle Korrekturen an. "Es kann nicht sein, dass diese Fahrzeuge begünstigt werden. Das muss man ändern." Die Autoindustrie warnte die Politik hingegen vor Änderungen... Mehr bei http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/17195/1.html http://www.vzbv.de/go/presse/327/7/58/index.html http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/wirtschaft/332433.html