September 2001 Umweltbrief.org Inhalt: +++ Regenwald +++ Die den Wald schützen +++ Atempause für den Regenwald Regenwald --------- In den Tropen werden jährlich etwa 13 Millionen Hektar Naturwald zerstört, eine Fläche größer als Österreich und die Schweiz zusammen. Wenn diese Entwicklung anhält, wird es in ca. 100 Jahren keinen Regenwald mehr geben und der Menschheit wäre die Lebensbasis entzogen. Offizielles Projekt zur Abholzung der Hälfte Amazoniens: Der brasilianische Kongress hat kürzlich über ein Projekt entschieden, das die Reduzierung des Regenwaldes am Amazonas um 50 % des zur Zeit bestehenden Territoriums beinhalten sollte. Die Zone, die für die Abholzung geplant war, entspricht einer Fläche, die insgesamt 40 mal so groß wie die Gesamtfläche Portugals ist. Nur durch die enormen internationalen Proteste und Intitiativen konnte dieser Frevel im letzten Moment verhindert werden. Der Vorwand zur Rechtfertigung dieses Projekts war die Nutzung dieser Fläche für Landwirtschaft und Viehzucht. Jedoch ist der Grund und Boden des Amazonasgebiets ohne Regenwald wirtschaftlich unbrauchbar: ·Die fruchtbare Schicht des Bodens ist sehr dünn und es ist saurer Boden. ·Die Region wird oft von Überschwemmungen heimgesucht, die einen landwirtschaftlichen Anbau praktisch unmöglich machen. ·Der Regen und die Überschwemmungen schwemmen den wenigen fruchtbaren Boden weg und es kommt zu zerstörerischen Erosionen. ·In kurzer Zeit wird der abgeholzte Grund verschwinden und die Region wird nach und nach zur Wüste. ·Durch das Verschwinden des Regenwaldes kommt es auch nicht mehr zu Regenfällen. Das gesamte Holz, das durch die Abholzung gewonnen wird, wird als Sägemehl auf externen Märkten verkauft und zwar über ausländische Holzgrosshändler. Ganz offensichtlich werden die brasilianischen Einwohner nie dieses Geld in Händen halten. Dies wäre fast eine weitere Machenschaft der bedauernswerten brasilianischen Regierung gewesen, um die Eliten zu bereichern und den Interessen ausländischer Konzerne nachzukommen - auf Kosten eines unschätzbaren Welt-Kultur- und Naturerbes. Bis heute wurden bereits 160.000 km2 aus oben genannten Zwecken abgeholzt und nun liegen diese Flächen brach, da sie im Begriff sind, zur Wüste zu werden. Wir werden mit den klimatischen Auswirkungen noch zu tun haben... Auch sollte man sich vor Augen führen, welche Schätze der Regenwald am Amazonas für den ganzen Planeten birgt. Eine Vielzahl von HEILPFLANZEN, die bisher noch nicht in den Labors erforscht werden konnten, könnten zur Herstellung von Medikamenten dienen, die eventuell Krankheiten heilen könnten, die bisher als unheilbar galten (Krebs, AIDS und viele andere) Ein Grossteil dieser Pflanzen würde FÜR IMMER AUSSTERBEN. Eine große Anzahl vonTierenwürden ebenfalls vom Aussterben bedroht werden. Die zerstörerischen Gleichgewichtsstörungen im Klima, die bereits Naturkatastrophen hervorgerufen haben (Überschwemmungen biblischen Ausmaßes, zerstörerische Dürre, Stürme bisher ungeahnter Stärke etc.) und die enorme landwirtschaftliche, materielle Schäden vorgerufen und tausende von Menschenleben gekostet haben und die sich in den letzten Jahren häufen, sind größtenteils auf die gleiche Ursache zurückzuführen: die Zerstörung desRegenwaldes. Betreiber von Goldminen und Holzkonzerne plündern rücksichtslos die Natur, wühlen den Wald um, verschmutzen Flüsse und vergiften das Trinkwasser, indem sie riesige, giftige Zyanidseen hinterlassen. Die Wasserquellen versiegen und der Boden wird unfruchtbar, wo der Wald abgeholzt ist. Es handelt sich hier um einen Mord/Selbstmord, der durch Unwissenheit, politischen Opportunismus und unersättliche Geldgier der brasilianischen Oberschicht und der multinationalen Konzerne begangen wird. Lediglich der Druck der Öffentlichkeit - auf nationaler und internationaler Ebene - konnte die brasilianische Regierung stoppen. Ebenso Spendengelder, mit denen Regenwaldgebiete gekauft und gespendet werden, tragen dazu bei, unser aller KLIMA zu retten. Bitte tragen Sie deshalb dazu bei, dieses Verbrechen gegen die gesamte Menschheit zu verhindern. Der Planet gehört nicht nur einigen wenigen, sondern uns allen! Der Verein “Rettet den Regenwald e.V.” ruft dazu auf, Urkunden von Regenwaldgrundstücken z.B. zu Geburtstagen, Weihnachten oder als Dankeschön zu verschenken: www.regenwald.org/new/regenwaldkauf/kauf.htm bzw. klicken Sie gleich auf www.regenwald.org/foerder.htm Im World Wildlife Fund WWF können Sie z.B. mit Spenden ab 53,--DM einen Quadratkilometer afrikanischen Regenwald kaufen und damit retten. Es lohntsich für uns alle! www.wwf.de/aktive-hilfe/spenden/index.html bzw. klicken Sie gleich zum Spendenformular: www.wwf.de/formulare/formular-regenwald.html Dann bekommen Sie von WWF eine Urkunde zugeschickt. Kongo Ein UN-Bericht verrät, dass der BAYER-Konzern die Edelmetalle Tantalum (für Computer- und Kommunikationstechnologie) und Coltan (wird für die Herstellung von Handys benötigt) im Kongo kaufen läßt. Dort heizt der Export der Edelmetalle den Bürgerkrieg an (bisher 2,5 Mio. Tote), denn von dem Erlös werden Waffen gekauft. Zudem schlachten marodierende Milizen die letzten Gorillas ab, ebenso Schimpansen und Elefanten! Ecuador Die Deutsche Bank, die WestLB, die HypoVereinsbank und die Vereins- und Westbank wollen die Erdölförderung in Ecuador schmieren, indem Kredite für neue Öl-Pipelines gewährt werden sollen. Die Trasse wird durch weltweit einzigartige Regenwälder führen. Bei einem Bruch durch Erdbeben oder Bergstürze in der Regenzeit würden etliche Flüsse und 40 Städte gefährdet sein. Das Öl ist vor allem für die USA bestimmt. Die Erlöse aus den Ölexporten werden größtenteils für die Schuldentilgung des bettelarmen Ecuador an internationale Banken verwendet. So wird Ecuador durch die internationalen Konzerne gezwungen, seinen Ölexport zu verdoppeln, seine letzten Wälder zu ruinieren und seine Bewohner zu schädigen. Die Zahl der unter der Armutsgrenze lebenden Ecuadorianer hat sich seit der Ausbeutung der Ölvorkommen verdoppelt, die Auslandsverschuldung des Staates hat sich dadurch versiebzigfacht! Aus der von TEXACO gebauten Pipeline sind seit 1970 etwa 74 Mio. Liter Öl unkontrolliert ausgetreten. Bohrschlämme, Öl- und Chemikalienrückstände werden meist direkt in Flüsse, Bäche und Lagunen geleitet, aus der die örtliche Bevölkerung ihr Trinkwasser bezieht. Zusätzlich wird die Umwelt von Emissionen aus Raffinerien belastet, die keine europäischen oder US-amerikanischen Standards erfüllen müssen. Tausende von Menschen leiden deshalb an Krebs, Hautausschlägen und Atemwegserkrankungen. Manche klagen schon seit 1993 in einem internationalen Gerichtsprozess gegen TEXACO wegen Zerstörung von Flüssen, Regenwäldern und Ländereien sowie der Aussetzung eines erhöhten Krebsrisikos. Kann das Autofahren jetzt noch Spaß machen? Sumatra Unsere deutsche Bundesregierung ist auf Sumatra für die Vergiftung der Flüsse, Hautverätzungen von Menschen und die Vernichtung der Regenwälder mit verantwortlich. Auch rot-grün hat daran bislang nichts verändert. Dank Hermes-Exportbürgschaften und deutschen Steuergeldern wuchs die Zellstoffindustrie in riesigen Schritten und holzt jetzt sogar in Nationalparks. Noch immer werden Profite höher bewertet als Menschenrechte und Umweltschutz. Malaysia Für Malaysia ist der Regenwald unproduktiv. Deshalb sind fast alle Waldgebiete zu Nutzholzplantagen und in nur 25 Jahren zu rund 85% abgeholzt worden. An dessen Stelle wurden riesige Ölpalmen-Plantagen samt Ölmühlen und Siedlungen angelegt. Doch solche Monokulturen sind besonders anfällig für Pflanzenschädlinge und Feuersbrünste. Spruch des Monats Weil du existierst, ist hier und jetzt alles möglich! Francois Mitterrand Die den Wald schützen "Bei uns in den Tropen wird über den Schutz der Regenwälder entschieden, nicht in den Büros großer Umweltorganisationen. Die Einheimischen müssen von der Notwendigkeit überzeugt werden, die Natur zu bewahren". Und gleichzeitig genug Geld verdienen. "Sonst wird nichts auf der Welt die Regenwälder und ihre Artenvielfalt retten.", sagt Carlos Zorrilla aus dem Westen Ecuadors. Der Mann ist Kopf der ecuadorianischen Umweltgruppe DECOIN und gehört zu einer neuen Spezies von Regenwaldschützern, die weltweit mit leisen Tönen, aber punktgenauen Projekten und lokalen Protestaktionen häppchenweise kleine Regenwaldgebiete vor der Zerstörung retten. Zwar brennen weiter regelmäßig der Amazonas und riesige Dschungelflächen in Indonesien, fressen sich grosse Holzkonzerne, darunter auch deutsche, durch jungfräuliche Urwälder Zentralafrikas. Aber ohne Leute wie Carlos Zorilla wäre die weltweite Regenwaldvernichtung noch dramatischer. Zahlreiche Erfolgsmeldungen, die ein weltweites Netzwerk sekundenschnell per Internet um den Globus schickt, zeigen eine mögliche, neue Strategie. Lokale Gruppen in den Tropen bauen Schutzprojekte auf, die die Wälder erhalten und den Einheimischen Einkünfte bescheren. Westliche Umweltorganisationen helfen mit Lobbyarbeit, technischer Ausstattung oder schlicht mit Geld. Als Teil der so genannten Graswurzelbewegung kämpft DECOIN im Gebiet Intag am Westhang der Anden für den Erhalt der Bergnebelwälder Ecuadors, die zu den artenreichsten Ökosystemen der Erde zählen. Eile ist geboten, sonst werden die Wälder unwiderruflich zerstört sein, bevor die Menschen sie richtig kennengelernt haben. Bedroht wird das einmalige Ökosystem durch Holzfäller und ein multinationales Minenkonsortium, dessen Suche nach Gold bereits Teile der Intag-Wälder durch Rodungen und Einsatz von Zyanidlauge schwer geschädigt hat. Carlos Zorilla, Spitzname: "Der den Wald schützt", setzt Ökotourismus und organischen Kaffeeanbau ohne Einsatz chemischer Mittel dagegen, um den einheimischen Indianern naturverträgliche und zugleich sichere Einnahmequellen zu ermöglichen. Gerade 5000 Mark, 1998 gestiftet von "Rettet den Regenwald", halfen mit, das DECOIN-Projekt zu starten. Mit dem Geld kaufte eine eigens gegründete Genossenschaft den Bauern ihre erste Ernte ab. Als nächstes bauten die Projektmanager technische und logistische Systeme auf, mit deren Hilfe der Kaffee selbst geröstet und vermarktet werden kann. Gleichzeitig werden den Kaffeebauern in workshops optimierte Anbaumethoden und der Einsatz biologischer Schädlingsbekämpfung beigebracht. Im letzten Jahr konnte RdR 31.693,00 Mark für die Unterstützung von DECOIN aufbringen, darunter 6000 Mark vom Bochumer AK "Eine-Welt Süd Ost", die direkt für Bildungsarbeit vorgesehen waren. Mit einem Sperrgrundstück im Besitz der Bauern wird der Kampf der Dorfbewohner und ihre rechtliche Position gegenüber den Minenkonzernen und Holzgesellschaften gestärkt. Ausgerechnet eine Behörde, die als die korrupteste in Ecuador gilt, "regelt" derzeit die Landfrage auf ihre Art. An angebliche Besitzer werden Teile des Waldes überschrieben, doch hinter den neuen Herren mit ihren illegalen Landtiteln verbergen sich häufig die Holzfirmen. Erst kürzlich gab es wieder einen solchen Fall. Einem Holzkonzern wurde ein Gebiet überlassen, auf dem "Campesinos", arme Bauern, lebten. Diese wurden von paramilitärischen Einheiten vertrieben, ihre Häuser niedergebrannt. Jetzt bewachen schwerbewaffnete private Sheriffs das 3100 Hektar grosse Areal. Es sei klar, dass die Landbehörde nach derselben Methode auch in den Gebieten vorgehen werde, die die Ölgesellschaften ausbeuten wollen, warnt Carlos Zorilla. Unterstützt werde sie dabei von der Weltbank. "Wir versuchen gerade, gegen dieses neue Monster zu kämpfen, das auch die volle Unterstützung der Regierung hat." Einen ersten Erfolg hat es bereits gegeben: Im Norden von Intag ist es einer Gruppe von Bauern gelungen, die illegale Landnahme durch Holzfirmen zu verhindern. Weitere Spenden für Landkauf durch DECOIN sind dringend nötig. Spendenkonto: Sparda-Bank Hamburg BLZ 206 905 00 Kto.Nr. 600 463 Stichwort: Decoin) Ob nach seltenen Edelsteinen gegraben wird, Straßen für Ölpipelines in den Wald geschlagen werden, oder Elefanten und selbst Menschenaffen abgeschlachtet werden, um Holzarbeiter billig zu ernähren: All dies hat einen gemeinsamen Grund: Wir sind es, die mit unserem Wunsch nach Öl, Gold, Diamanten oder Edelhölzern die Nachfrage anheizen und zur Zerstörung der Regenwälder täglich beitragen - doch kaum jemand von uns ahnt das. Atempause für den Regenwald Der Great Bear Rainforest in British Columbia an der kanad. Pazifikküste bedeckt ein Gebiet von etwa 2 Millionen Hektar, so groß wie Hessen. Das Gebiet, das einst dreimal so groß war, gilt wegen seines Bestandes an jahrhundertealten Bäumen und seiner Artenvielfalt als biologisch besonders wertvoll und bietet Heimat für bedrohte Tierarten. Die Bestände an Wildlachs sind inzwischen so überfischt, dass die noch verbliebenen etwa 4.500 Ureinwohner des Gebiets dazu übergehen, in der Holzwirtschaft oder im Tourismus zu arbeiten. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts wurden im Küstenregenwald vor allem der Reichtum an Holz und Fischen durch Sägewerke und Fischfabriken ausgebeutet. Die industrielle Forstwirtschaft erntet den Wald mit Kahlschlägen bis zu 40 Hektar. Im April 2001 schlossen die Holzfirmen, die Regierung von British Columbia, einige der beteiligten Ureinwohner und die Umweltorganisationen einen Kompromiss: Demnach werden 20 Täler mit insgesamt 600.000 Hektar zu Schutzgebieten, über weitere 68 Täler mit etwa 500.000 Hektar wird ein zweijähriges Moratorium verhängt. Nun soll eine Expertenkommission entscheiden, wie hier in Zukunft Holzwirtschaft betrieben wird. Statt Kahlschlägen bietet sich die "variable Bewahrung" an: In einer geschlagenen Fläche bleiben Inseln stehen, um natürliche Wiederaufforstung zu ermöglichen.