Dezember 2007 Umweltbrief.org Nachhaltige Entwicklung jetzt _____________________________ Nach neuesten Erkenntnissen des Welt-Klimarats kann der Meeresspiegel bis Ende des Jahrhunderts um 60 cm ansteigen - je nachdem, welche Treibhausgas-Mengen in Zukunft ausgestoßen werden. Namhafte Klimaforscher prognostizieren daher das Ende unserer Zivilisation in ca. 40 Jahren, wenn wir nicht innerhalb der nächsten 5-10 Jahre radikal auf nachhaltiges Wirtschaften umstellen. Eine nachhaltige Entwicklung steht auf 3 Säulen: 1. Säule: Nachhaltige Industrien Die Industrie muss zur Nachhaltigkeit reglementiert, die Macht der Energiekartelle gebrochen werden. Das ist Aufgabe der Politik. 68% der CO2 Emissionen in Deutschland kommen aus Kraftwerken, Industrie, Gewerbe und Handel. Und neue Großkohlekraftwerke wie Neurath oder Moorburg dürften im 21. Jhdt. bei unserem Wissenstand gar nicht mehr gebaut werden. Doch 25 neue sind in Planung. Eine Verringerung von CO2-Emissionen um 80% bis 2050 kann so nicht erreicht werden! Die derzeitige Wirtschaftsweise nützt den Energie-, Chemie-, Auto- und Flugzeugkonzernen, aber verletzt die Lebensinteressen der großen Mehrheit. Und mit dem Verscherbeln der Versorgungseinrichtungen an Konzerne verkaufen die Städte ihr zentrales energiepolitisches Instrument zu billig. Überall auf der Welt gibt es schwache Bürgermeister (bis rauf zum Präsidenten). Ein besonderes Merkmal von schwachen Bürgermeistern ist den mächtigen Lobbys nicht die Stirn bieten zu können, indem sie sich durch deren Finanzkraft und die Inaussichtstellung von "Arbeitsplätzen" korrumpieren lassen. Ihnen fehlt einfach Rückgrad und Moral. Dass die Stadt ihrer Wähler/innen dadurch mit mehr als doppelt so viel Feinstaub belastet wird und dann 70% mehr CO2 ausstößt als ohnehin schon, wird dann als Kollateralschaden hingenommen, ebenso das Fischsterben durch die Kühlung. Der Kniefall vor Vattenfall würde also nicht nur die Stadt 40 Jahre lang belasten - ein Grund wegzuziehen. Besonders pikant allerdings ist es, wenn dieser Bürgermeister auch noch der Klimaschutzbeauftragte der Bundesregierung ist, wie Ole von Beust in Hamburg. Das wissen allerdings nur wenige, und man fragt sich seit einiger Zeit, ob er es selber weiß. Der Noch-Bürgermeister und Klimaschutzbeauftragte der Bundesregierung sollte sich endlich informieren, was Klimaschutz bedeutet. Nur 30% Erneuerbare Energien bis 2020 sind viel zu wenig. Es müssen mindestens 50% sein, sonst werden wir auch in diesem Bereich von China überholt, denn bis 2050 droht eine Verdopplung des Energiebedarfs! Und je mehr Ökostrom gekauft wird, desto weniger rechnen sich Projekte wie Moorburg und Neurath noch. Das ist die Aufgabe der Konsument/innen. Regenerative Energieversorgung kann weitgehend dezentral sein, nutzernahe Blockheizkraftwerke sind also sinnvoller als Großkraftwerke. Das ist eine gute Voraussetzung für Versorgungssicherheit, für kleine und mittlere Unternehmen und die Demokratisierung der Energieversorgung. Einrichtungen wie die "Leibziger Strombörse", mit denen das Energiekartell seine Preise hochschaukelt und die den Ökostrom-Anbietern das Leben schwer machen, gilt es zu schließen. 2. Säule: Nachhaltige Mobilität. Fliegen gehört zu den großen Klimakillern. Daher muss auch Kerosin endlich besteuert werden! Dann gibt es auch weniger Billigflüge nach Tuvalu etc. Überhaupt muss jeglicher CO2-Ausstoß entsprechend besteuert werden. Der wachsende Verkehr muss effizienter, sicherer und vor allem umweltschonender abgewickelt werden. Nachhaltige Mobilität kann nur elektrisch funktionieren. Und das Elektroauto ist längst serienreif. Die Konzepte liegen nur noch in den Safes der Industrie. So wird sicher in ein paar Jahren das erste Elektro-Serienfahrzeug aus Japan kommen... Immer mehr Firmen achteten nur noch aufs Geld, interessierten sich aber nicht für die Energiewende. Nur Öko-Parolen und Grünfärberei zur Image-Verbesserung reichen nicht aus. Und da sind wir beim Wirtschaftsstandort Europa und dem Zukunftsmarkt Nachhaltigkeit: Wir könnten hier zum Spitzenreiter in Sachen Erneuerbare Energien und Umwelttechnologie werden und damit unseren ökonomischen Standort für die nächsten Jahrzehnte sogar nachhaltig sichern. Fast 200.000 neue Arbeitsplätze hat das EEG geschaffen, dazu ein Umsatzvolumen von jährlich rund 10 Milliarden Euro und die Vermeidung von 50 Mio. Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr nur in Deutschland. Für die Zukunft werden sogar bis zu 2 Millionen Arbeitsplätze prognostiziert. Deutsche Autohersteller sind nur noch führend beim CO2-Ausstoß; durch ihre nicht eingehaltene "freiwillige Selbstverpflichtung" ruiniert sie sich selbst. Und der Staat lässt es zu und knickt ein, weil es um "Arbeitsplätze" und "Shareholder value" geht. Doch beides wird gerade dadurch gefährdet, weil so der Anschluss an die nachhaltigen Märkte verpasst wird! Der europäischen Industrie darf beim Elektroauto nicht noch einmal das Gleiche passieren wie beim Hybridfahrzeug. Hersteller müssen sich den veränderten Ansprüchen stellen, um nicht deutlich an Kundengunst zu verlieren. Auch hier muss also die Politik die Rahmenbedingungen schaffen. Und die Konsument/innen müssen dabei helfen, indem sie nachhaltig einkaufen und z.B. die Spritfresser verweigern. Das macht schon im Hinblick auf den bevorstehenden Ölpreisschock Sinn... 3. Säule: Nachhaltiger Konsum Der allgemeine Konsum muss nachhaltig organisiert werden, also das, was wir täglich kaufen. Es muss mehr Raum und ein breiteres Angebot von ökologischen, biologischen, regionalen und fair gehandelten Produkten geben. Und weniger Plastik, das unentsorgbar ist. Die Konsumenten sollten noch viel kritischer beim Kaufen sein, ob Pestizide, Gentech, Nano oder PET. Und Geiz ist nur dann geil, wenn man nicht an morgen denkt und die globalisierte Falle in Kauf nimmt. Wer billige (und meist giftige) Produkte aus China kauft, sollte auch daran denken, dass er sich dadurch selbst die Spritpreise in die Höhe treibt... Kriege, die heute ums Öl geführt werden, werden in Zukunft um Wasser geführt, um trinkbares Wasser. Und Kriege erzeugen verdammt viel CO2! Öko, Bio und fairer Handel erhalten den Frieden und sind der Schlüssel zu unserer Zukunft. Öko-Bio-Fair müssen chic und trendy, müssen geradezu ein Mainstream werden! "Green Luxury" heisst der neue Trend aus USA: Ökologie nicht als Einschränkung empfunden, sondern als behaglich und luxeriös. Bio als etwas Begehrenswertes. Das schafft nicht nur viele neue Arbeitsplätze, es wird in Zukunft auch sehr viel Geld einbringen. Und es sichert unser aller Überleben! Dies ist das Jahrhundert, in dem es um das Überleben der Menschheit geht. Wenn sich unser Leben nicht allzu sehr verändern soll, müssen wir die Wandlung zur globalen Nachhaltigkeit zulassen, ermöglichen und sogar begrüßen. Dazu gehört auch eine Entschleunigung des Lebens und dass wir realisieren, dass wir alle in einem Boot sitzen und alles mit allem zusammenhängt. Ökonomie und Ökologie bedingen einander und müssen endlich zusammenwachsen.