Juli 2008 Umweltbrief.org Hungerkrise: Wie Entwicklungshelfer den Tod nach Afrika bringen _______________________________________________________________ In Afrika müsste niemand hungern. Der Hunger dort ist ein Machwerk skrupelloser Herrscher - und ihrer Freunde im Westen. Gerade erst hat der kenianische Finanzminister Amos Kimunya verkündet, er müsse dringend an der Infrastruktur sparen, weil er sonst das Kabinett nicht bezahlen kann. Kenia hat jetzt 94 Minister und Hilfsminister. Jeder verdient mehr als 20.000 Dollar im Monat und benötigt dazu noch einen eigenen Hofstaat. Im kenianischen Haushalt klafft aus diesem Grund ein Riesenloch von rund 300 Millionen Dollar. Demnächst werden die Kenianer deshalb erklären, die reiche Welt müsse diese Rechnung bezahlen. Und wenn die Hilfe da ist? Leiden erst einmal die Händler, denn die Lebensmittelpreise fallen ins Bodenlose. Entwicklungshilfe ist Planwirtschaft, wenn auch eine ohne Konzept. Dass Ernährungsengpässe planwirtschaftlich beseitigt werden könnten, ist ein Gedanke, der bereits in der Sowjetunion, Nordkorea und Kuba unglücklich gescheitert ist. Die Afrikaner können einem manchmal leid tun, dass sie weiter als Versuchskaninchen herhalten müssen. Dass in Afrika gehungert wird, liegt vor allem daran, dass sich der kommerzielle Anbau von Lebensmitteln und der Handel damit nicht lohnen. Entweder ruiniert die Entwicklungshilfe die Preise, oder ruchlose wie korrupte Führer bestehlen das Volk. Wo kommerzielle Landwirtschaft funktionierte, wie in Simbabwe, Südafrika oder Namibia, wird sie hingegen durch die Vertreibung der weißen Siedler zerstört. Die namibische Landreform wird dabei ironischerweise sogar mit deutschen Steuergeldern finanziert. Bald werden auch diese Länder am Tropf des Rests der Welt hängen. Afrika wäre mehr geholfen, wenn man den Selbstheilungskräften Afrikas vertrauen würde, anstatt ständig die Dosis einer schädlichen Medizin zu erhöhen. Eine Reihe afrikanischer Intellektueller fordert, man solle Afrika endlich in Ruhe lassen, die Afrikaner seien schließlich nicht suizidal veranlagt. Handel würde die Probleme besser lösen als Hilfe. Auch müsse Grund und Boden endlich privatisiert werden, und die Alimentierung von Diktatoren müsse ein Ende finden. Sie sehen das Heil im Gegenteil von Entwicklungshilfe. Mehr bei http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,551508-2,00.html Bundespräsident Köhler sprach anlässlich seines Afrika-Besuchs ständig von "Hilfe zur Selbsthilfe". Diese lapidare Floskel wird seit Jahrzehnten benutzt, um Afrika weiterhin auf "humanitäre" Weise zu unterjochen. Als Ex-IWF-Chef hätte Köhler eigentlich wissen müssen, was er da von sich gibt und was es anrichtet. Der IWF zwingt im Verbund mit der Weltbank verschuldeten Ländern Strukturanpassungen auf, die nicht selten die Belange der Bevölkerung vollkommen ignorieren. Es sind die großen Industrienationen - allen voran die USA und die EU - die bein IWF das Sagen haben. Große Unternehmen aus den Industrieländern profitieren von Privatisierungen, die Bevölkerung vor Ort wird nicht gefragt. Es werden auch Kredite vergeben, durch die die armen Länder in immer größere Abhängigkeit geraten, damit man ungehindert ihre Bodenschätze ausbeuten kann. Gern wird armen Bauern auch teures Hightech-Saatgut verkauft, das sie schon nach einer Mißernte ruiniert. BAYER gruselt dabei als Global Player des Agrobusiness kräftig mit. Die Chemikalien, die der Multi für die Landwirtschaftsindustrie mit ihren cash crops herstellt, basieren nämlich auf dem Grundstoff Öl und haben so einen Anteil am Preisanstieg für landwirtschaftliche Produkte. Hinzu kommen die Spekulationsgeschäfte mit Nahrungsmitteln in Hedge Fonds, die ihr Geld mit der Armut der Erzeuger machen. Und dann sind da noch die Überschüsse aus europäischer Produktion, die billig und als "Hilfe" nach Afrika abgeschoben werden und dort die Preise der lokalen Wirtschaft kaputt machen... So also sieht "Entwicklungshilfe" in der Praxis aus. 2008 hungern vor allem in Afrika und Südostasien 862 Millionen Menschen. Und 26.000 Menschen verhungern jeden Tag – auch heute. Mehr bei http://www.koehler-iwf.de http://sonnenseite.kjm4.de/ref.php?id=914e7213741ms103 http://www.unfairtobacco.org/index.php?id=back