September 2011 Umweltbrief.org Elektromobilität: Was würden die alten Pioniere tun? ____________________________________________________ Was würden angesichts des Megatrends Elektromobilität die alten Pioniere Carl Benz, Gottlieb Daimler, Ferdinand Porsche und Robert Bosch heute tun? Elektrofahrzeuge bieten eine große Chance, sich von fossilen Energieträgern im Mobilitätssektor zu lösen. Darin steckt auch ein enormes Geschäftspotiential, das die Asiaten längst erkannt haben. Die Erfinder des Automobils, Carl Benz und Gottlieb Daimler, würden – lebten sie jetzt – mit Hochdruck an Elektrofahrzeugen arbeiten und diese schnellmöglichst serienreif machen, um sie zu verkaufen. Berta Benz würde heute ihre spektakuläre Ausfahrt mit einem Benz-Elektromotorwagen von Stuttgart nach Hamburg oder Berlin machen und zwischenzeitlich einfach in einem Gasthof Strom tanken, während sie mit ihren Kindern zu Mittag isst. Auch Ferdinand Porsche hätte seinen Lohner-Porsche mit elektrischen Radnabenmotoren von 1899 längst zu einem serienreifen Sportwagen weiterentwickelt; für VW hätte er mehrere Elektrofahrzeuge im Angebot. Auch Henry Ford würde an einem günstigen Elektroauto für die breite Masse arbeiten. Firmengründer Robert Bosch wäre angesichts der aufkommenden Elektromobilität schon lange nicht nur mehr Zubehör-Lieferant für die Autoindustrie, sondern hätte inzwischen eine eigene Marke für Elektromotorwagen im Rennen, d.h. der Name Bosch würde jetzt vorwiegend für zuverlässige Elektrofahrzeuge stehen. Die alten Pioniere wären längst auf den innovativen und mittelfristig sehr gewinnbringenden Zug der Elektromobilität aufgesprungen und würden technologisch natürlich wieder die Weltspitze darstellen. Doch was tun die Firmen von Benz, Daimler, Porsche, Bosch etc. heute? Sie sind inzwischen riesige globalisierte Konzerne mit jährlichen Milliarden-Gewinnen geworden und haben Teams von höchstbezahlten Managern, die allerdings nicht wagen, über den Tellerrand hinaus zu blicken. Was nicht spätestens im nächten Jahr Rendite bringt, wagen die Manager nicht, aus Angst um ihren Posten und ihren Bonus. Was erst in fünf Jahren Renditen bringt, ist nicht mehr interessant, weil diese Manager das Unternehmen dann inzwischen schon wieder verlassen haben. Auch angesichts von Rohstoff-Verknappung, steigenden Ölpreisen, des Treibhauseffekts, City-Maut etc. sieht die Führungsspitze der Konzerne das Kerngeschäft momentan darin, tonnenschwere SUVs in Asien zu verkaufen, während die viel innovativere Konkurrenz in Asien mit Hochdruck daran arbeitet, Weltmarktführer der Elektromobilität zu werden. Die wahren Revolutionäre der elektromobilen Revolution sind heute bei Tüftlern im Mittelstand und in den Hochschulen zu finden. Was für die alten Pioniere undenkbar gewesen wäre, scheint nun das Problem der Konzernstruktur an sich und des Shareholder-value zu sein. So ist praktisch eine Innovationssperre verhängt worden. Diese Form der Vogel-Strauss-Politik wird mittelfristig große Auswirkungen für die Konzerne haben und die Wirtschaft nachhaltig verändern. Dies kann sich jedoch für die Marktwirtschaft, die jetzt allein durch Konzerne gelenkt wird, durchaus befreiend auswirken. Warum die Autoindustrie keine Elektroautos will http://www.umweltbrief.org/neu/html/Elektroautos_Autoindustrie.html Mehr bei http://www.umweltbrief.org/neu/html/archiv/Innovationssperre_Aktiengesellschaft.txt http://www.umweltbrief.org/neu/html/Konzerne.html