August 2011 Umweltbrief.org Blue Economy - Blaues Wirtschaften __________________________________ Umweltverträglich wirtschaften reicht nicht, findet das Multitalent Gunter Pauli. Wenn der Mensch sich mehr von der Natur abgucke, schaffe er 100 Millionen Jobs. Die Green Economy ist nur etwas für die Reichen. Gutes Trinkwasser, gesunde Ernährung und erneuerbare Energien kosten heute viel. So werden wir es nie schaffen, die Grundbedürfnisse aller Menschen und sonstiger Lebewesen auf der Erde zu befriedigen. Deswegen sage ich: Grüne Wirtschaft ist nicht gut genug. Wir brauchen eine "blaue Wirtschaft". Blau, weil unser Planet blau ist sowie das Wasser und der Himmel. So eine Blue Economy muss alle Grundbedürfnisse befriedigen und ohne Subventionen auskommen. Ein wesentliches Element der "blauen Ökonomie" ist die Umwandlung von Abfall in Ausgangsstoffe für das nächste Produkt. Das macht die Herstellung im Idealfall konkurrenzlos billig und schafft eine Kaskade an Jobs und Produkten. Dem Anspruch nach ahmt das Wachstum der Blue Economy die Natur nach und ist daher umweltfreundlich. Die Natur kennt keine Abfälle. Während der gegenwärtige Kapitalismus auf Knappheit beruht, entwickelt die Natur aus dem immer gleichen Material eine immer neue Fülle. Sie arbeitet immer nur mit dem, was vor Ort vorhanden ist. Eine nachhaltige Wirtschaft respektiert nicht nur die lokalen Ressourcen, sondern sie achtet auch die unterschiedlichen Kulturen und Traditionen. Theoretisch ist damit sogar ein unendliches Wachstum möglich. In Kapstadt werden auf einer Mülldeponie Solaranlagen produziert. Die Herstellung geschieht dort, weil wir die dort vorhandenen Plastikprodukte als Basismaterialien nutzen können, um daraus die Kästen der Anlagen zu bauen. Durch optische Reflektoren werden wir viereinhalbmal so viel Energieausbeute haben wie üblich, die Kilowattstunde Strom wird umgerechnet 1,5 Cent kosten, das ist unschlagbar billig. Bambus ist ein stabiler, nachwachsender Rohstoff. Aber er gilt als Baustoff der Armen, deshalb haben wir in Kolumbien Bambushäuser mit Balkon konstruiert. Denn ein Balkon gibt einer Wohnung das Image von Mittelstand. So ein Haus zum Selbstbauen kostet umgerechnet 1.700 Euro, das Material können die späteren Bewohnern oft selbst anpflanzen. Nicht da produzieren, wo es global am billigsten ist - nein! Sondern dort, wo wir am meisten Mehrwert schöpfen. Dazu gehört zentral: Armut eliminieren. Es geht nicht um Wachstum ja oder nein, sondern um das Geschäftsmodell. Es muss die Grundbedürfnisse sichern, sozial und nachhaltig sein. Gunter Pauli: "Vor einem Monat saß ich mit den zwanzig größten niederländischen Unternehmen zusammen - mit Shell, Unilever, dem Chemiekonzern DSM, der Fluggesellschaft KLM … Und ich sagte ihnen ins Gesicht: Ihr werdet innerhalb von zwanzig Jahren aus dem Markt geworfen, wenn ihr nicht dezentralisiert." Ei weiterer Vorschalg von Gunter Pauli: Windgeneratoren in die Strommasten einbauen: Wenn die Strommasten schon vorhanden sind, warum sollte man dann was Neues bauen? Die Masten werden verstärkt. In die Mitte zwischen das Gestänge kommen Windgeneratoren. Drei französische Architekten und Designer haben dafür einen Designpreis in Amerika erhalten. Gunter Pauli: Wenn man einen schönen Traum hat, dann hat man Geduld. Ich konzentriere meine Energie auf das Positive. Das ganze Interview mit Gunter Pauli von Annette Jensen und Ute Scheub bei http://www.taz.de/1/archiv/archiv/?dig=2011/06/11/a0030 Mehr bei http://www.zeri-germany.de http://www.zeit.de/2011/23/T-Strohballenbau/komplettansicht